Höchst diskret und effektiv
Wenn die Schädlingsbekämpfer der Firma Jamirotec ausrücken, müssen sie meist diskret vorgehen. Denn Unternehmen und private Auftraggeber möchten nicht unbedingt, dass Kunden oder Nachbarn ahnen, welche ungebetenen Gäste sich in ihren Räumen breitgemacht haben.
Ratten, Mäuse, Silberfische, Motten, Schaben, Läuse, Hausbock und nicht zuletzt die Bettwanzen – den Schädlingsbekämpfern ist nichts Tierisches fremd. Verschwiegenheit und Professionalität sind das A und O in der Branche. Geschäftsführer Torsten Kasig erklärt: „Wenn die Auftraggeber es wünschen, kommen wir in neutralen Fahrzeugen und mit Kleidung ohne Firmen-Logo.“
Auch Marder, Tauben, Wespen und Ameisen gehören zu den Störenfrieden, die von den sieben Mitarbeitern der Firma bekämpft oder „vergrämt“ werden, damit die Tiere bestimmte Räume und Orte fortan meiden. Die Kunden von Jamirotec kommen aus ganz Norddeutschland, drei Viertel von ihnen aus Industrie und Gewerbe, ein Viertel sind Privatleute.
Besonders stolz ist das Inhaber-Ehepaar Claudia und Torsten Kasig auf seinen Labrador, der Jagd auf kleine Blutsauger macht. Sie haben Jamiro nicht extra für die Wanzenjagd angeschafft. Der Vierbeiner mit dem schwarzen Fell war schon einige Zeit ihr Haushund, bevor er ausgebildet wurde. Ein halbes Jahr musste Jamiro lernen, lebende Bettwanzen aufzuspüren. Deswegen geht der vierjährige Rüde aber längst nicht immer und überall auf die Jagd nach den Mini-Parasiten. Im Gegenteil, er sitzt im Firmenbüro in der Industriestraße entspannt neben einem Tisch, auf dem in einem verschlossenen Glas einige der wenige Millimeter großen Insekten auf einem Stück Watte sitzen. Das Glas hat Luftlöcher, Jamiro kann die Wanzen riechen. Aber das interessiert ihn herzlich wenig.
„Er reagiert nur auf Kommando“, erklärt Torsten Kasig. Und das lautet „Wanze – go!“ Erst dann wird der Spürhund aktiv, schnüffelt und sucht. Wenn er die Wanzen gefunden hat, bleibt Jamiro ruhig stehen und deutet mit der Schnauze dorthin, wo er die Insekten wittert. „Das senkt Aufwand und Kosten erheblich und ist einmalig in Norddeutschland“, erklärt Kasig. Jamiro kommt im Schnitt einmal pro Monat zum Einsatz.
Doch die Schädlings-Jäger haben noch ganz andere Methoden auf Lager. Ratten und Mäuse werden in Fallen gelockt und Marder mit Granulat „vergrämt“, das Bitterstoffe abgibt. Tauben werden mit Netzen von potenziellen Nist- und Raststätten ferngehalten. Wenn eine ostfriesische Kirche komplett luftdicht verpackt und gegen Holzschädlinge behandelt wird, tauchen Assoziationen an international bekannte Verpackungskünstler auf.
Bedrohlich sieht es aus, wenn die Mitarbeiter im Ganzkörperschutzanzug mit Gasmaske zur Tat schreiten, um in Vorratskammern Säcke mit Kakao, Kaffee und Getreide präventiv zu bearbeiten.
Für die Behandlung von Rohtabak stehen spezielle Räume mit einem Fassungsvermögen von 2900 Kubikmeter zwecks Begasung zur Verfügung. „Tabak kann von Tabakmotten und -käfern befallen werden“, erklärt Torsten Kasig. Lager und Vorratsschutzräume befinden sich in einer ehemaligen Tabakfabrik, dem Gebäude der Firma Brinkmann.
Der 47-Jährige hat sich nach 22 Jahren als Angestellter selbstständig gemacht. Seine Frau Claudia kümmert sich um die Buchhaltung, die Firma hat vier Angestellte und einen Azubi. Kasig ist gern Unternehmer: „Der Reiz liegt darin, dass man Entscheidungen selber treffen kann“, sagt der Delmenhorster. Der Umgang mit Tieren, die von vielen als abstoßend empfunden werden, stört ihn nicht: „Daran gewöhnt man sich. Schädlingsbekämpfer ist ein wichtiger Beruf.“